Einblicke in die Verleihung des 40. Wolfgang-Ritter-Preis im Bremer Rathaus
Der Kaminsaal des Bremer Rathauses bildete am Montag, den 12. Mai 2025, den Rahmen für die Verleihung des 40. Wolfgang-Ritter-Preises. Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft folgten der Einladung der Stiftung, darunter auch der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte. Gewürdigt wurde die Arbeit von Prof. Dr. Stefan Weik, die sich mit der Abwanderung von Start-ups aus Deutschland und Europa und den damit verbundenen Herausforderungen für die Innovationskraft des Kontinents beschäftigt. Dies aufnehmend widmete sich die Veranstaltung dem Thema Innovationsförderung und der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Europa.
Notwendig, damit sich die Dinge weiterentwickeln
Start-ups sind das Salz in der Suppe jeder Ökonomie
– Bürgermeister Andreas Bovenschulte
Mit diesem Satz betonte Andreas Bovenschulte die Wichtigkeit von Gründern und ergänzte: „Sie sind notwendig, damit sich die Dinge weiterentwickeln.“ Bremen brauche mutige und innovative Gründungen. Dafür habe man eine Umgebung geschaffen, die junge, kreative Köpfe anziehen und unterstützen soll. Als Beispiele nannte er das „Starthaus Bremen/Bremerhaven“, die Bremer Aufbau-Bank (BAB) sowie verschiedene spezialisierte Gründerzentren in Bremen und Bremerhaven.
Start-ups als Kinder der Wirtschaft
Prof. Dr. Dr. h.c. Jochen Zimmer hob in seiner Laudatio ebenfalls die Wichtigkeit der Start-up-Kultur hervor:
Start-ups sind ein Kernimpuls der Marktwirtschaft
– Jury-Mitglied Prof. Dr. Dr. h.c. Jochen Zimmer
In seiner Rede zog er einen etablierten Grundsatz der deutschen Steuer- und Sozialpolitik heran: „Starke Schultern müssen mehr tragen“. Er stellte die Frage, wie Schultern stark werden. Man muss sich erst etwas aufgebaut haben, um tragen zu können. Er verglich Gründer mit Kindern, die noch lernen und sich ausprobieren müssen, um zu wachsen. Start-ups seien neu im System, kaum sichtbar und auf Unterstützung angewiesen. „Im Gegensatz zu Kindern haben sie aber keine Fürsprecher“, so Zimmer. Er plädierte dafür, den Blick nicht nur auf die Verteilung, sondern auf Entwicklung zu richten.
Investieren bedeutet Verantwortung zu übernehmen und nicht Geld auszugeben
– Jury-Mitglied Prof. Dr. Dr. h.c. Jochen Zimmer
Davon ist der Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Unternehmensrechnung und Controlling an der Universität Bremen überzeugt. Preisträger Prof. Dr. Stefan Weik gebe den „Kindern der Wirtschaft“ eine analytische Stimme, indem er die europäische Gründerlandschaft kartografisch vermisst.
Bei der Preisübergabe berichtete Prof. Dr. Stefan Weik, dass er zu Beginn seiner Forschung im Jahr 2019 noch nicht einschätzen konnte, welchen Einfluss seine Arbeit haben würde. Tatsächlich flossen seine Ergebnisse in die von Mario Draghi verfasste europäische Start-up-Strategie ein.
Die Wichtigkeit von Netzwerken und Kapital
Im Anschluss feierte die Veranstaltung eine Premiere. Bei einer Podiumsdiskussion tauschten sich der Preisträger, Gründer und Vertreter von Institutionen und Unternehmen über das Thema Start-up-Förderung aus. Im Gegensatz zu anderen Ländern wie den USA sei man in Deutschland nur kurzfristig risikobereit und setze stattdessen auf Sicherheitsdenken und den Wunsch nach Stabilität. Die Kalkulierbarkeit des Risikos sei bei der Frage, ob investiert wird, hierzulande zentral. Bei dem Gespräch kristallisierte sich außerdem die Wichtigkeit von Netzwerken heraus und welche Vorteile es hat, wenn ausreichend Geld zur Verfügung steht: Dr. Hendrik Thamer, Gründer der Cellumation GmbH, fasste zusammen, dass die Verfügbarkeit von Kapital entscheidend sei, da die Zeit, die man sonst für die Generierung von Geldern aufbringen müsste, für die Beschäftigung mit bestehenden und potenziellen Kunden genutzt werden könne.
Beim anschließenden Empfang wurden viele der angestoßenen Themen weiter diskutiert und neue, der für Gründer so wichtigen Netzwerke geknüpft. Somit diente Veranstaltung als Plattform für den Dialog über die Gestaltung einer innovativen und wettbewerbsfähigen Zukunft für Europa und unterstrich gleichzeitig den Anspruch der Wolfgang-Ritter-Stiftung, exzellente Wissenschaft zu ehren und wichtige gesellschaftliche Impulse zu setzen.









Foto: Christina Kuhaupt