13. Januar 2022

Ein Bremer in Harvard

Sie gilt als eine der besten Universitäten der Welt: Harvard. Wohl nur eine Handvoll Bremer haben bisher an der Eliteschmiede in Boston, Massachusetts, ein Studium absolvieren können. Einer von ihnen Krystian Teodor Lange. Im Mai 2022 wird ihm die Uni einen Master in Public Policy verleihen – und damit zugleich herausragende Job- und Karriereperspektiven.  „Ohne die Hilfe der Wolfgang-Ritter-Stiftung wäre dies für mich nicht möglich gewesen“, sagt er. „Ich bin ihr sehr dankbar.“­

Harvard war eine einzigartige Erfahrung, Foto: Michael Bahlo

Denn Teddy Lange ­– 28 Jahre alt, mit polnischen Wurzeln, Sohn einer alleinerziehenden Mutter  stammt nicht aus begüterten Verhältnissen. Nach dem Abitur am Alten Gymnasium in Bremen hat er in Düsseldorf Chemie und BWL studiert – eine ungewöhnliche Fächerkombination. In ihr ist die Breite seiner Interessen und die Lust auf Entdeckungen, seien sie nun persönlicher oder akademischer oder gesellschaftlicher Natur, schon angelegt.

Es geht nicht um Exzellenz, sondern um Entwicklung 

Über Jugend-forscht-Wettbewerbe, die Studienstiftung des Deutschen Volkes und Empfehlungen ist er auf Harvard gestoßen. Er wurde angenommen und hat sich das Vollstudium dort – allein die Studiengebühren betragen 58.000 Dollar pro Jahr – über ein ganzes Bündel an monetären Bausteinen (Stipendien, Auszeichnungen) finanziert. „Ich musste kreativ werden, um die Kosten zu decken“, sagt er. 

Der Einsatz hat sich gelohnt: Harvard hat ihm eine Fülle an unvergleichlichen persönlichen Erfahrungen beschert, dazu kommt ein wertvolles Netzwerk an Kontakten und Freundschaften. „In Harvard geht es vornehmlich nicht um Zensuren oder akademische Exzellenz,“ sagte er. „Es geht um die persönliche Entwicklung, darum, wer man sein möchte, wo der eigene Fokus liegen könnte, was man verändern möchte.“ Was ihn am meisten beeindruckt hat, sind die gegenseitige Unterstützung und die optimistische, fehlertolerante Weltsicht der Amerikaner: „Hier darf man scheitern und wird ermutigt, wieder aufzustehen und seine Ziele zu verfolgen.“ 

Arbeiten im Café, an jedem Ort der Welt, Foto: Michael Bahlo

Das Lebensmodell: digital nomad mit eigener Firma

Seine Verbundenheit zu Bremen ist familiärer Natur, aber ist es auch Heimat? „Es ist“, sagt er, „die einzige Stadt, in der ich mich ohne Navi intuitiv zurechtfinde.“ Sein Freiheitsdrang hat längst die Grenzen der Stadt gesprengt, Neugier und Lerneifer sind buchstäblich grenzenlos: „Ich möchte jedes Land dieser Welt bereisen.“ Er wird das tun, mit einem 40-Liter Rucksack, in dem auch sein (gegenwärtiges) Lebensmodell steckt: Als digital nomad kann er an jedem Ort dieser Welt arbeiten. Mit zwei Freunden hat er ein Start-up gegründet.  „Communicaite“ ist sein Herzensprojekt, ein Softwareunternehmen an der Schnittstelle von KI (Künstlicher Intelligenz) und Kommunikation, registriert in Deleware/USA. Mit ihrem ersten Produkt, Resonaid, stehen sie in den Startlöchern. Der Bund gewährt den jungen Leuten ein Exist-Gründerstipendium , damit sie ihren Markteintritt vorbereiten können.   

Lange ist der Sales- und Kommunikations-Spezialist im Team. Dafür hat er sich in Harvard viel Expertise angeeignet, beispielsweise im Mentoring und in Verhandlungsführung, in der Öffentlichkeitsarbeit, im Gründungsmanagement und mehr. Sagt´s und ist schon auf dem Sprung: Nach der weihnachtlichen Stippvisite in Bremen fliegt er, „natürlich geboostert“,  nach Istanbul, später geht es weiter nach Zypern, dann auf die Kapverden, bevor er im Mai in Boston in der Harvard-Graduation-Zeremonie seinen Master-Hut hochwirft. Den Preis für das Leben als digitaler Nomade, die Einsamkeit, hat er wohlweislich einkalkuliert. Langfristig kann er sich daher eine Rückkehr nach Bremen durchaus vorstellen.     

Wer mehr über Teddy Lange erfahren und seinen Weg durch die Welt begleiten möchte, kann seinen Blog verfolgen.


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