Der Assistenzprofessor an der ESADE Business School in Barcelona hat den Wolfgang-Ritter-Preis 2020 für seine Dissertation über Cowdfunding gewonnen. Auch das Roman Herzog Institut hat ihn 2020 mit einem ersten Preis bedacht und dazu ein Video veröffentlicht.
Ihr Thema?
Crowdfunding hat sich als Finanzierungsmöglichkeit für junge Unternehmen etabliert; es belebt das Innovationsgeschehen und schafft neue Arbeitsplätze. Allerdings gibt es auch Misserfolge. Beispielsweise werden weit mehr als die Hälfte der Crowdfunding-Kampagnen nicht finanziert, und ein erheblicher Teil von ihnen erfüllt die in sie gesetzten Erwartungen nicht und scheitert an der Auslieferung. Die Dissertation untersucht, warum Unternehmer Crowdfunding nutzen und warum manche damit scheitern. Es zeigt sich, dass übermäßiger Optimismus der Gründer die Integrität des Crowdfunding-Marktes gefährdet; andererseits lassen Plattformen und Konsumenten teilweise zu wenig Sorgfalt bei ihrer Auswahl walten. Ziel der Arbeit ist es, durch die Problemanalyse frühzeitig Lösungsansätze zu entwickeln, um so das Vertrauen zwischen den Marktteilnehmern zu wahren und Crowdfunding als sozial und ökonomisch nachhaltiges Element der Finanzierung und Vermarktung des Mittelstands der Zukunft zu etablieren.
Was bedeutet der Wolfgang-Ritter-Preis für Sie?
Crowdfunding wird immer noch als temporäre Randerscheinung wahrgenommen. Dadurch wird leider viel Potenzial verschenkt. Die Auszeichnung ist nicht nur eine unglaubliche Ehre für mich, sondern sie wird hoffentlich auch dazu beitragen, Crowdfunding nicht bei Entscheidungsträgern bekannter zu machen und damit als Instrument zur gemeinschaftlichen Gründungsfinanzierung weiter zu etablieren.
Schon eine Idee, was Sie mit dem Preisgeld machen werden?
Aktuell habe ich noch keinen konkreten Plan, aber Teile davon werden wieder in meine Forschung fließen. So möchte ich beispielsweise auch meine zukünftigen Publikationen per „open access“ allen Interessierten kostenlos zugänglich machen. Diese Kosten betragen oftmals rund 2.500 Euro.
Wie ist Ihre aktuelle Position?
Assistant Professor of Entrepreneurship an der ESADE Business School in Barcelona
Ihr wissenschaftliches Hauptinteresse gilt ….?
den zahlreichen Herausforderungen bei der Finanzierung junger Unternehmen mit Hilfe alternativer Finanzierungsquellen wie Crowdfunding.
Welche wissenschaftliche Frage möchten Sie unbedingt noch beantworten?
Bankkredite sind nach wie vor eine der wichtigsten externen Finanzierungsquellen für Unternehmen. Allerdings fällt es Banken oftmals schwer, das Kreditrisiko neuartiger Geschäftsmodelle zu beurteilen, und sehr viele Unternehmen werden nicht mit den notwendigen Krediten versorgt. Sehr spannend ist für mich daher, inwieweit wir mit neuen Methoden und Kennzahlen diesen Prozess verbessern können. So bin ich fest davon überzeugt, dass zum Beispiel Daten über die bisherige Loyalität der Kunden eines Unternehmens einen wichtigen Indikator über die zukünftige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens darstellen und damit zur effizienteren Kreditvergabe genutzt werden können.