04. Mai 2022

Im Interview: Boas Bamberger

Der Postdoktorand am Management Department der Frankfurt School of Finance & Management hat den Wolfgang-Ritter-Preis 2022 gewonnen.

Ihr Thema?

Steigende Gehaltsspreizung zwischen Vorständen und Mitarbeitern börsennotierter Konzerne trägt zur nationalen Einkommensungleichheit bei. Sie bremst langfristiges Wirtschaftswachstum und gefährdet den Gesellschaftszusammenhalt. Ich untersuche deshalb, ob Konzerne einen Anreiz haben, die Gehaltsspreizung zu steigern. Wie wirkt Gehaltsspreizung innerhalb eines Konzerns? Hohe Gehaltsspreizung schafft ein ungünstiges Unternehmensklima: Mitarbeiter sind unehrlicher gegenüber Kunden. Auch leidet die Zusammenarbeit und damit der Blick für Kundenbedürfnisse. Das führt zu unzufriedenen Kunden und reduziert langfristigen Geschäftserfolg. Diese Folgen müssten Konzerne motivieren, die Gehaltsspreizung zu senken. Diese stieg jedoch. Meine vertiefende Analyse zeigt: Konzerne können das ungünstige Unternehmensklima mit Spenden für soziale Zwecke ausgleichen. Für die politische Debatte bedeutet dies, dass Gehaltsspreizung nicht der alleinigen Selbstregulierung durch Konzerne überlassen werden sollte.

Wie sind Sie auf das Thema Ihrer Doktorarbeit gestoßen?

Als Lehrassistent für den Kurs Marktregulation und regulatorische Frameworks an der Frankfurt School of Finance & Management und durch die Vorlesung Inequality and Poverty an der Harvard Universität habe ich mich intensiv mit den Themen Anreizsysteme und sozialer und ökonomischer Ungleichheit beschäftigt. Diese Themen wollte ich in meiner Promotion im strategischen Marketing wieder aufgreifen, indem ich die Anreizwirkung und indirekten Auswirkungen von Gehaltsspreizungen zwischen Vorständen und Mitarbeitenden auf die Kundenzufriedenheit untersuche.

Welche Bedeutung hat eine Auszeichnung wie der Wolfgang-Ritter-Preis für Sie?

Ich freue mich sehr darüber und die damit verbundene Würdigung meiner wissenschaftlichen Arbeit. Der Preis ist eine Bestätigung dafür, dass ich mit meiner Dissertation einen kleinen, aber relevanten Beitrag zum gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs leisten konnte.

Haben Sie schon eine Idee, was Sie mit dem Preisgeld machen werden?

Neben der ideellen Auszeichnung freue ich mich, das Preisgeld in meine aktuellen Projekte reinvestieren zu dürfen.

Wie ist Ihre aktuelle Position?

Derzeit bin ich als Postdoktorand an der Frankfurt School of Finance & Management affiliiert und arbeite gleichzeitig als strategischer Assistent der Geschäftsführung in der Pharmabranche.

Welche Fragen bewegen Sie in Ihrer Forschung? Wo liegen Ihre Forschungsinteressen?

Neben der Frage zu Anreizsystemen und Fehlanreizen in Unternehmen interessiere ich mich für dynamische Marktsysteme und wie diese durch Regulatorik beeinflusst werden können. Hier vertiefe ich insbesondere den Ansatz zum Systemverständnis über selbstlernende Agenten-basierter Modelle.

Was ist für Sie zurzeit die spannendste Frage? 

In den Ingenieurs-Wissenschaften sind digitale Zwillinge von Maschinen schon länger etabliert, um den zukünftigen Zustand der echten Maschinen vorherzusagen und präventiv vor Defekten einzugreifen. Mich interessiert, ob sich das Prinzip des digitalen Zwillings ansatzweise auf dynamische Marktsysteme übertragen lässt, insbesondere für die Evaluation von Markteingriffen durch Politik, Regulatorik oder Unternehmensstrategien.

Was hat Sie dazu bewogen, das Start-up Aivy zu gründen?

Gemeinsam mit Florian Dyballa, David Biller und Arbnor Raci habe ich Aivy gegründet, um den Zugang zum Arbeitsmarkt chancengerechter zu gestalten. Aivy hilft Unternehmen durch Game-based Assessments passende Bewerbende anhand objektiver Kriterien statt Geschlecht, Alter oder Herkunft zu identifizieren, um die Diversität im Unternehmen zu steigern. Dadurch haben auch unkonventionelle Bewerbende eine Chance aufzufallen.

Foto: Christina Kuhaupt

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