07. September 2021

High Potentials – weltumspannend

Was haben Hormontransportmoleküle und die Markow-Kette miteinander zu tun? Auf den ersten Blick natürlich nichts. Die molukularen Mechanismen und das mathematische Tool helfen Vaishnavi Venugopalan und Majid Sodachi, ihre vielversprechenden Forschungen voranzubringen – und zwar mit Stiftungsgeldern. Die indische Zellbiologin Venugopalan spürt der Entwicklung von Schilddrüsenerkrankungen nach, der iranische Logistikwissenschaftler Sodachi will Industrie 4.0., also die Digitalisierung der industriellen Produktion, nachhaltiger gestalten.

Beide gehören zu einer Gruppe von 9 ausländischen Doktoranden, die der DAAD (Deutsche Akademische Auslandsdienst) in einem Stipendien-Matching-Programm mit Hilfe der Wolfgang-Ritter-Stiftung fördert. Sie können für ein Jahr bis zu 1.200€ monatlich bekommen. Beurteilt bei der Stipendienvergabe wird vor allem die akademische Stärke, weniger die Bedürftigkeit oder das soziale Engagement der Doktoranden. Mit Bremer Mitteln können so 5 Studentinnen und 4 Studenten aus aller Welt nun ihre akademischen Karrieren in sozial-, naturwissenschaftlichen und Engineering Bereichen an der Jacobs University Bremen aufbauen. 

Sodachi: Konzentration auf die Forschung

„Das DAAD-Stipendium hat einen großen Anteil an meinem bisherigen Erfolg“, sagt Sodachi. „Es hilft mir, mich sehr gut auf meine Forschung zu konzentrieren. Es ist großartig, dass Studenten wie ich ohne eigne Geldquellen diese Möglichkeit haben. Ohne sie könnte ich definitiv nicht erfolgreich sein.“ Zuvor musste der Iraner neben seinem Studium arbeiten, um seine Lebenshaltungskosten zu decken: „Das war sehr schwer.“ Nun hat er die nötige Ruhe und Zeit, nicht nur seine Deutschkenntnisse zu verbessern, sondern sein Ph.D-Projekt abzuschließen. Mit mehreren Konferenzpapieren hat er in der Wissenschaftscommunity schon Aufmerksamkeit erregt. 

„Bildung ist keine Ausgabe, sondern eine Investition.“ Ein klares Statement. Sodachi beunruhigt die Klimakrise, deswegen hat er Nachhaltigkeitsaspekte in seine Modellrechnungen zu logistischen Lieferketten integriert und hofft, einen gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können. Industrie 4.0- und Nachhaltigkeitsthemen werden ihn auch in der Post-Doc-Phase beschäftigen. Eine passende Stelle hat er schon gefunden.

In Deutschland fasziniert ihn das Zeitmanagement („Ich habe festgestellt, dass alles nach dem geplanten Zeitplan umgesetzt wurde.“) Bremen hat er lieben gelernt, und an Jacobs begeistert ihn die Integrität, Praxisnähe und Vielfalt. 

Venugopalan: Wissenschaft steht nie still

Die Internationalität und Kulturvielfalt auf dem Campus genießt auch Vaishnavi Venugopalan. 2012 kam die Inderin nach Bremen, um Life Sciences zu studieren, und schloss sich einer Arbeitsgruppe an, die über Schilddrüsenerkrankungen forscht. Dysfunktionen der Schilddrüse sind ein weltweites Problem und es gibt sie sehr häufig: Bei etwa jedem dritten Erwachsenen in Deutschland bildet sich im Laufe des Lebens mindestens eine krankhafte Schilddrüsenveränderung. Im ihrem Ph.D.-Projekt konzentriert sich Venugopalan auf die Wechselwirkungen zwischen der Schilddrüse und dem Stoffwechsel des Körpers, sie sucht den Funktionslink zwischen Kathepsinen und Hormontransportmolekülen.

Das Stipendium erst ermöglicht es ihr, wissenschaftliche Beiträge und ihre Ph.D-Thesis zu schreiben. Ohne finanzielle Unterstützung müsste die zielstrebige, begabte und experimentierfreudige Studentin ihre hohen wissenschaftlichen Ambitionen – gerade in Pandemie-Zeiten – begraben. „Es gibt immer wieder ups and downs beim experimentiellen Arbeiten,“ sagt sie, „denn die Forschung verändert sich laufend und ist darum so auch so herausfordernd.“ So empfinde sie die finanzielle Förderung als Wohltat. 

Venugopalan steht gerne im Labor und möchte auch nach ihrem Ph.D-Abschluss weiter in der Forschung arbeiten. Zwar am liebsten in Deutschland, aber aus privaten Gründen zieht es sie nach Kanada und beruflich in die anwendungsorientierte Forschung, beispielsweise in den industriellen F&E-Sektor. Oder die klinische Forschung. 

Venugopalan und Sodachi sind high potentials – und Stiftungsgelder hier gut angelegt.

Fotos: Jacobs University

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