Verleihung des Wolfgang-Ritter-Preis 2023 im Bremer Rathaus
Diskriminierung am Arbeitsplatz und Auslöser für Wirtschaftskriminalität – das sind die Themen zweier wissenschaftlicher Studien, die jetzt preisgekrönt werden: Dr. Patricia Helena Hein, Assistenzprofessorin für Nachhaltigkeit (Sustainability) an der Ivey Business School, University of Western Ontario (Kanada), und Dr. Max Braun, Postdoktorand im Bereich des Strategischen Managements an der Freien Universität Berlin, werden mit 12.000 beziehungsweise 8.000 Euro für ihre herausragenden Dissertationen mit dem Wolfgang-Ritter-Preis 2023 ausgezeichnet.
Hein hat das Phänomen der bisher kaum untersuchten „wohlwollenden Marginalisierung“ beispielsweise von Menschen mit Behinderung und Frauen erforscht. Braun beleuchtet vielfältige Formen unternehmerischen Fehlverhaltens wie beispielsweise Bilanzmanipulationen und präsentiert Lösungsmuster.
Die Wolfgang-Ritter-Stiftung verleiht den nach ihrem Stifter benannten Preis – es ist ein hochdotierter Preis für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in Deutschland – am 10. Mai 2023 zum 38. Mal. Die Preisverleihung findet im Bremer Rathaus im Beisein von Bremens Wissenschaftsstaatsrat Tim Cordßen-Ryglewski statt. Von 1985 bis heute hat die Stiftung rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geehrt – wertvolle Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für den Wissenschaftsstandort Bremen.
Cordßen-Ryglewski: Brandaktuelle Themen
In der Festveranstaltung würdigt Bremens Wissenschaftsstaatsrat Tim Cordßen-Ryglewski die Ausgezeichneten: „Mit dem Wolfgang-Ritter-Preis werden in diesem Jahr ein Forscher und eine Forscherin geehrt, die sich mit brandaktuellen Themen beschäftigen. Beide stehen am Beginn einer aussichtsreichen wissenschaftlichen Karriere. Dass sich unter allen Bewerberinnen und Bewerbern diese zwei durchgesetzt haben, unterstreicht die Bedeutung der Förderung eines hochqualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses, wie wir sie uns hier in Bremen als strategisches Ziel gesetzt haben.“
Prof. Zimmermann: „Emotional und moralisch vermintes Gebiet“
„Mit den Arbeiten von Frau Dr. Hein und Herrn Dr. Braun werden zwei herausragende Dissertationen zu Fragen von großer unternehmerischer und gesellschaftlicher Bedeutung ausgezeichnet“, sagt Stiftungsvorstand Prof. Dr. Christoph Löffler. Sie erfüllten damit ein zentrales Anliegen des Stifters in
besonderer Weise. Professor Dr. Dr. h.c. Jochen Zimmermann von der Universität Bremen bezeichnet
Heins und Brauns Arbeiten als wichtige Beiträge für die Debatte über wachsende soziale Ungleichheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Patricia Hein zeige, dass gut gemeinte Sonderbehandlungen soziale Ungleichheit eher verfestige denn mindere. „Frau Hein führt mutig und souverän durch ein emotional und moralisch vermintes Gebiet und erlaubt, neue Wege zu entwickeln, wie gesellschaftlich
Gewünschtes tatsächlich erreicht werden kann.“ Gut gemeint sei oft nicht gut gemacht. „Gerade, wenn in Organisationen ein starkes Machtgefälle vermutet wird, neigen wir dazu, schützende Maßnahmen zu ergreifen und deren Ergebnisse nicht weiter zu hinterfragen“, so Zimmermann. „Patricia Hein zeigt an drei Beispielen, wie dringend das ist. Denn die gewünschten Ziele werden nicht nur verfehlt, sondern es wird oft das Gegenteil des Gewünschten erreicht.“
„Haupttreiber von Wirtschaftskriminalität“
Max Braun wollte wissen, warum es zu Wirtschaftskriminalität kommt und welche Strukturen zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung beitragen. „Die Haupttreiber von Wirtschaftskriminalität sind ökonomische und sozialpsychologische Faktoren wie individuelle Ziele, Vergütung, Verantwortung und Besetzung der Kontrollgremien,“ so Laudator Zimmermann. Braun mache deutlich, „dass effektivere Strukturen und Mechanismen Wirtschaftskriminalität in Unternehmen verhindern können und dass, derart ausgestaltet, unsere Wirtschaftsordnung und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden können.“ Mit innovativen Methoden habe Braun konkrete Vorschläge für verbesserte Corporate-Governance-Strukturen in Deutschland gemacht.






