Schon Albert Einstein stellte fest: Wissenschaft kann nur in Freiheit gedeihen. Um frei Denken und forschen zu können, ging er ins Exil und auch heute müssen viele zwischen Sicherheit oder Forschung, Heimat oder freie Wissenschaft wählen. Deshalb stand das Thema Wissenschaftsfreiheit im Zentrum der 36. Bremer Universitäts-Gespräche. Seit 1988 steht das Format für Dialog und Innovation, getragen von der Kooperation zwischen der Wolfgang-Ritter-Stiftung und der Universität Bremen. Es bringt Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft zusammen, um aktuelle Themen über den wissenschaftlichen Rahmen hinaus zu diskutieren und neue Impulse zu setzen.
Wissenschaftsfreiheit als Grundpfeiler für Innovation und Gesellschaft
„Wissenschaftsfreiheit heute: Praktiken – Gefährdungen – Kontroversen“ lautete der Titel der diesjährigen Veranstaltung. Die wissenschaftliche Koordination übernahmen Professor Dr. Michi Knecht, Professor Dr. Ingo H. Warnke und PD Dr. Ehler Voss von der Universität Bremen. Führende Wissenschaftler, Forscher und Interessierte tauschten sich über Praktiken, Bedrohungen und Kontroversen aus, die mit der Wissenschaftsfreiheit verbunden sind. Das Programm umfasste ein breites Spektrum, darunter Fragen zu Open Science, der Rolle und Verantwortung von Wissenschaft sowie Internationalität und Infrastruktur.
Der Eröffnungsabend in der Kunsthalle Bremen machte klar: Wissenschaftsfreiheit ist das Fundament, auf dem Innovationen wachsen und sich Gesellschaften entwickeln können. Doch nicht überall können Menschen ohne Druck, Zensur oder Angst Ideen entwickeln und teilen. Vor allem kritisches Denken ist nicht überall erwünscht.
Wissenschaftsfreiheit unter Druck: Politische und wirtschaftliche Einflussnahme
Laut dem Academic Freedom Index der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und dem Writers of Democracy Institute leben etwa 80 Prozent der Menschen in Ländern mit stark eingeschränkter Wissenschaftsfreiheit. Dort drohen Arbeits- und Forschungsverbote, Vertreibungen und lebensbedrohliche Gefahren. Im globalen Süden fehlt es zudem oft an Zugang zur internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft und es mangelt an grundlegender Infrastruktur wie Internet, Bibliotheken oder Strom.
Doch auch in Europa und den USA wird politisch und wirtschaftlich Einfluss genommen. So versuchen einige Industrien Forschungsergebnisse zu ihren Gunsten zu beeinflussen. In Ungarn schränkte ein Gesetz die akademische Freiheit ein, was Universitäten wie die Central European University (CEU) dazu zwang, das Land zu verlassen. In Deutschland versucht die AfD, die Forschungsfinanzierung zu beeinflussen, was die Vielfalt und Kreativität der deutschen Wissenschaft gefährdet. Darüber hinaus beunruhigt die Wissenschaftslandschaft die Wiederwahl von Donald Trump und der Aufstieg rechtspopulistischer Parteien.
Auf der an die Eröffnung anschließenden öffentlichen Podiumsdiskussion wurden zahlreiche spannende Impulse gesetzt. Unter dem Titel „Hochschulen im Kreuzfeuer von geopolitischen Bedrohungen“ teilten Professor Dr. Shalini Randeria von der aus Ungarn vertriebenen CEU und Dr. Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT / Hamburg) ihre Erfahrungen und Ideen.
Ein Tag im Zeichen neuer Perspektiven und lebhafter Diskussionen
Im Atlantic Grand Hotel Bremen erwarteten die Teilnehmer am Freitag vertiefende Beiträge, Diskussionen und ein intensiver Austausch. Kurze Vorträge beleuchten weitere Aspekte der am Vorabend angerissenen Themen. In moderierten Diskussionen wurden anschließend Querschnittsfragen erörtert, kontroverse Positionen ausgetauscht und Handlungsoptionen entwickelt.
Weitere Informationen zu den 36. Bremer Universitätsgesprächen sowie das komplette Programm finden Sie auf der Informationsseite der Universität Bremen.
Das offizielle Programmheft der 36. Bremer Universität-Gespräche steht Ihnen hier zur Verfügung,
Fotos: Christina Kuhaupt








