Eine Uraufführung am Ort des tatsächlichen historischen Geschehens – das hat ein besonderes Flair. Zu erleben war das am 12. Oktober 2021 im Plenarsaal der Bremischen Bürgerschaft. Abgeordnete und Schauspieler der Shakespeare Company lasen Protokollstücke über den „langen Weg“ Bremens zu einer Universitätsstadt, der 1946 begann und 1971, vor 50 Jahren in die Gründung der Universität mündete. Leidenschaftliche Parlamentsdebatten begleiten die Anfänge. Sie stehen im Mittelpunkt der Lesung.

Die Aufführung gehört zu der Reihe „Aus den Akten auf die Bühne“, die historisches Wissen hervorholt und „public history“ munter und engagiert erzählt, damit es nicht verloren geht. Die Uni-Gründungsgeschichte ist die mittlerweile 17. Fassung einer ganz besonderen Idee, die dieses Mal von der Wolfgang-Ritter-Stiftung unterstützt wurde und auch Teil der „Macht-Sinn-Kampagne“ der Uni-Stiftung ist. Sie macht Geschichte direkt erfahrbar, spürbar, hörbar.
Erste Ideen gab es schon 1946
Am 14. Oktober 1971 wird im Bremer Rathaus die neue Universität eröffnet. Zehn Jahre zuvor, im März 1961 hatte der Bremer Senat verkündet, dass er dem Vorschlag des Wissenschaftsrats folgen und eine Universität gründen werde. Bildungspolitische Debatten der 1960er Jahre und Forderungen der Studentenbewegung prägen den Gründungsprozess der Reformuniversität. Das Bremer Modell wird geboren.
Doch schon 1946 hatte der Bremer Senat über die Gründung einer Internationalen Universität, die der Völkerverständigung dienen und neue Formen der Wissensvermittlung und -aneignung auch für Menschen ohne Abitur anbieten sollte, diskutiert. Am 16. Dezember 1948 nahm die Bremische Bürgerschaft das Gesetz zur Gründung einer Internationalen Universität einstimmig an. Das Vorhaben scheiterte an mangelnder finanzieller Ausstattung und an der Frage des Ortes. Das Kasernengelände in Bremen-Grohn stand nicht, wie erwartet, zur Verfügung. Die „internationale Universität“ sollte hier erst Jahrzehnte später mit der IUB in ganz anderer Ausprägung eine Heimat finden.
Wissenschaft, Kunst und Politik Hand in Hand
Die preisgekrönte Projektreihe „Aus den Akten auf die Bühne“ ist eine Kooperation der Universität Bremen und der Bremer Shakespeare Company. Seit 2007 wird historische Forschung in szenischen Lesungen auf die Theaterbühne gebracht. Wissenschaft und Kunst und auch Politik gehen hier Hand in Hand. Geschichtsstudenten und -studentinnen forschen unter Leitung von Dr. Eva Schöck-Quinteros zu den Themen, der Schauspieler Peter Lüchinger führt Regie. Zuvor hat er aus dicken Aktenbergen zentral Textpassagen extrahiert und textlich aufbereitet.
Simon Wilke hat in einem Beitrag des Weser-Kurier vom 13. Oktober das Stück rezensiert, hier nachzulesen.
Weitere Informationen: www.shakespeare-company.com, www.sprechende-akten.de. und hier ein Beitrag von Hilka Baumann im Onlinemagazin der Uni