Die Wolfgang-Ritter-Stiftung unterstützt seit geraumer Zeit DAAD-Stipendiatinnen und -Stipendiaten – was steckt dahinter?
Sie können den entscheidenden Unterschied machen – und damit Doktorandinnen und Doktoranden aus den verschiedensten Ländern dieser Welt über die finanziellen Klippen einer Hochschulausbildung helfen: Wissenschaftsstiftungen. Manchmal sind sie gar lebensrettend. So hat Pei-Fang Chiang aus Taiwan mit Hilfe der Wolfgang-Ritter-Stiftung die schwere Zeit ihrer lebensbedrohlichen Covid-19-Erkrankung in Bremen meistern und nach Genesung Ihre Doktorarbeit an der Jacobs University weiterführen können.

Die Psychologin und Pflegewissenschaftlerin beschäftigt sich an der Jacobs University Bremen mit dem Thema Altersdepression und der Suizidgefährdung älterer Menschen in der deutschen und taiwanesischen Gesellschaft – und wie man sie am besten bekämpfen kann.

Stiftungen sind sehr hilfreich, sagt Priya Sing, wenn es darum geht, die Gesellschaft voranzubringen, und eine wertvolle Hilfe, um eine bessere Zukunft zu schaffen. Die Sozialwissenschaftlerin aus Indien profitierte zu Hause von einer großen indischen Stiftung (HCL Foundation) und profitiert jetzt von der Wolfgang-Ritter-Stiftung.
Seit mehr als zehn Jahren untersucht sie den informellen Sektor in Indien, der einen großen, aber problematischen Anteil an der gesamten wirtschaftlichen Wertschöpfung hat. Ihr Traum: ein Job bei der ILO, der Internationalen Arbeitsorganisation der UN, um Arbeitsbedingungen zu verbessern. Das pulsierende Jacobs-Umfeld und seine besonderen Studienprogramme bieten ihr dafür ein gutes Sprungbrett, sagt sie.
Akademische Stärke zählt
Chiang und Singh gehören zu einer Gruppe von sieben ausländischen Doktoranden, die der DAAD(Deutsche Akademische Auslandsdienst) in einem Stipendien-Matching-Programm im Jahr 2022 mit Hilfe der Wolfgang-Ritter-Stiftung fördert. Sie können für ein Jahr bis zu 1.200€ monatlich bekommen.
Beurteilt bei der Stipendienvergabe wird vorrangig die akademische Stärke, weniger die Bedürftigkeit oder ihr soziales Engagement. Bei gleichwertiger wissenschaftlicher Qualifikation entscheidet die soziale Lage und das soziale Engagement. Mit Bremer Mitteln können sie ihre akademischen Karrieren in sozial- oder naturwissenschaftlichen Bereichen an der Jacobs University Bremen vorantreiben.

Adrien Donneaud zeigt dies musterhaft. Der französisch-mexikanische Sozialwissenschaftler hat fünf Master-Abschlüsse und drei Bachelor-Abschlüsse vorzuweisen. Bis heute hat er 16 Universitäten in zwölf Ländern besucht, ein Praktikum bei der EU-Kommission gemacht und mehrere Preise gewonnen. Nun promoviert er an der BIGSSS Bremen International Graduate School of Social Sciences, die von der Jacobs University und der Universität Bremen gemeinsam getragen wird.
Dort fasziniert ihn die Chance, sein Forschungsprojekt selbst zu definieren. Das sei heute im akademischen Jobmarkt eher selten. Seine Wahl fiel auf politisierte Online-Communities und ihre Effekte auf die Streitkultur. Nach seinem Abschluss will er in die Beratungs- und Coaching-Praxis gehen, will selbstständig und ortsunabhängig mit hoher Online-Affinität arbeiten, bloggen und schreiben.

Was Adrien Donneaud, Pei-Fang Chiang und auch Eshita Paul nach Bremen aufbrechen ließ, war ein professoraler Magnet. Anders ausgedrückt: Der akademische Lehrkörper der Jacobs University zeigt sich als ein wertvoller Markenbotschafter für die Institution im Bremer Norden.
So war es die Strahlkraft eines Mathias Winterhalter, Professor of Biophysics, Life Sciences & Chemistry , eine Kapazität auf seinem Gebiet, die die vielversprechende Eshita Paul von Indien nach Bremen lockte. Hier forscht die Biotechnologin über biologische Nanoporen an der Schnittstelle von Biophysik, Mikrobiologie und Molekularbiologie mit dem Ziel, Antibiotika zu verbessern. Ihr Traum ist es, in der Entwicklungsabteilung des Schweizer Unternehmens Roche zu arbeiten. So könnte hier mit Stiftungsmitteln ein Stück Pharmaziegeschichte mitgeschrieben werden
Das Stipendienprogramm
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert aus Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA) die Programmlinie Stipendien- und Betreuungsprogramm (STIBET) III Matching Funds zur Betreuung von internationalen Studierenden und Doktoranden an deutschen Hochschulen. Mit diesem Programm sollen Drittmittelgeber aus der Wirtschaft oder andere private oder öffentliche Geldgeber, gewonnen werden, um weitere Kontakte und Kooperationen anzuregen und die Stipendienanzahl zu erhöhen.