22. Oktober 2021

Wolfgang-Ritter-Preis 2021: Eine Frage der Ethik

Der Wolfgang-Ritter-Preis des Jahres 2021 geht an zwei internationale Wissenschaftlerinnen, die ethische Fragen des Wirtschaftshandelns und unternehmerische Verantwortung untersucht haben. Julia Grimm (2.v.l.) und Rebecca Ruehle (2.v.r.) haben über Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft bzw. Corporate Nudging in herausragender Weise promoviert.

2021 gewinnen zwei engagierte Wissenschaftlerinnen den mit 20.000 Euro dotierten Wolfgang-Ritter-Preis. Julia Grimm, Assistenzprofessorin an der Jönköping University in Schweden, wird für eine hochaktuelle Arbeit zur Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft ausgezeichnet. Rebecca Ruehle, Assistenzprofessorin an der Vrije Universiteit Amsterdam, erhält den Preis für ihre gewichtige Dissertation über die gesellschaftlich wünschenswerte Beeinflussung von Konsumenten durch private Unternehmen. Beide erhielten den Preis aus den Händen von den Stiftungsvorständen Professor Helge Bernd von Ahsen (im Bild links) und Alexander Witte (rechts im Bild).

Die Wolfgang-Ritter-Stiftung hat den nach ihrem Stifter benannten Preis – es ist der höchstdotierte deutsche Preis für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre – am 22. Oktober 2021 zum 36. Mal verliehen. Corona-bedingt fand die Preisverleihung nicht wie traditionell im Frühjahr mit Gästen im Bremer Rathaus statt, sondern in kleinem Rahmen im Atlantic Grand Hotel. Von 1985 bis heute sind bereits mehr als 90 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet worden.  

Blumen für die Preisträgerinnen: (v.l.) Prof. Dr. Helge Bernd von Ahsen, Dr. Julia Grimm, Gerold Willms, Dr. Rebecca C. Ruehle, Alexander Witte und Professor Dr. Dr. h.c. Jochen Zimmerman, der Sprecher der Jury.

Was wurde 2021 prämiert?

Mit der Verleihung unterstreicht die Jury die Bedeutung ethisch verantwortungsvollen Handelns in der sozialen Marktwirtschaft. Julia Grimm untersucht die Dynamiken der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stakeholder-Gruppen in Wertschöpfungsketten und das Entstehen institutioneller Bindung und Regulierung, Rebecca Ruehle nimmt die Mikro-Ebene und damit die Beziehung des Unternehmens zu den einzelnen Konsumenten und Mitarbeitenden in den Blick.

In Grimms Fallstudie wird die globale Wertschöpfungskette in der Textilwirtschaft näher beleuchtet. Sie arbeitet heraus, wie gewinnorientiertes unternehmerisches Handeln so gesteuert werden kann, dass Regelungslücken nicht ausgebeutet werden. Können. Die Jury hat dabei der marktliche Ansatz besonders beeindruckt. „Es ist einfach, gleich nach staatlicher Regulierung zu rufen,“ so Prof. Jochen Zimmermann in seiner Laudatio.  „Doch staatliche Eingriffe erfassen die oft komplexen Marktbedingungen unzureichend und führen zu Fehlsteuerungen. Frau Dr. Grimm zeigt, wie private Steuerungsmechanismen zum Erfolg führen können.“

Rebecca Ruehle hat Corporate Nudging untersucht, also das vorsichtige, aber für den einzelnen Verbraucher nicht erkennbare Bugsieren zu wünschenswerten Entscheidungen, etwa dem Kauf gesunderer Produkte. „Corporate Nudging“, so Zimmermann, „stellt die einzelnen Unternehmen vor große Herausforderungen, wie und wo die Grenzen der Zulässigkeit eines solchen Verhaltens gezogen werden können. Die Arbeit von Frau Dr. Ruehle gibt dazu wichtige Hinweise für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln.“ 

Stiftungsvorstand Prof. Helge-Bernd von Ahsen zufolge haben beide Wissenschaftlerinnen tragfähige Vorschläge für unternehmerisches marktwirtschaftliches Handeln entwickelt. „Unser Stifter Wolfgang Ritter, der mit der Stiftung Beiträge zu ethischem Handeln in der Marktwirtschaft fördern wollte, wäre sicherlich stolz auf die Preisträgerinnen gewesen.“ Preiswürdig sind außergewöhnliche Arbeiten, die sich mit den vier Themen der Stiftung befassen: wertorientierte Unternehmensführung, Nachhaltigkeit, Globalisierung und betriebliche Funktionslehre.

Fotos: Frank Pusch

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