Vernetzung wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Perspektiven für die Zukunft Europas

„Europa ist ein Thema, das uns alle angeht. Es ist ein Thema, was Wissenschaft wie auch Gesellschaft und Bürger berührt, insbesondere in diesen Zeiten von großen gesellschaftlichen Umbrüchen“, sagt Prof. Dr. Kiran Klaus Patel. Der international ausgewiesene Historiker und Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München verdeutlichte in seinem Vortrag auf der Eröffnungsveranstaltung der 37. Bremer Universitäts-Gespräche (BUG) die zentrale Bedeutung des Themas für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Seit 1988 stehen die BUG für Austausch und neue Ideen – ermöglicht durch die Kooperation der Wolfgang-Ritter-Stiftung mit der Universität Bremen. Diese Plattform für Dialog und kreativen Austausch verbindet Akteure aus Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft, um aktuelle Fragen jenseits des akademischen Rahmens zu beleuchten und neue Impulse zu setzen.
Ein Format für Wissenschaft und Öffentlichkeit
„Von der Freiheit zur Sicherheit? Die dritte Neugründung der EU“, so lautete der Titel des Eröffnungsvortrags der 37. Bremer Universitäts-Gespräche. Dazu kamen am Abend des 13. November weit über hundert Interessierte in das Forum am Domshof, um den Ausführungen von Prof. Dr. Kiran Klaus Patel zu folgen. Darunter namhafte Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie zahlreiche Besucher aus der interessierten Öffentlichkeit. Erstmals war die Veranstaltung für die gesamte Stadt und Universität zugänglich, was auf große Resonanz stieß.
Ein Thema, das alle betrifft
In seiner Eröffnungsrede betonte Alexander Witte von der Wolfgang-Ritter-Stiftung, dass das diesjährige Thema „Sicherheit, Souveränität, Zusammenarbeit: Quo vadis Europäische Union?“ Jeden betrifft, der in der EU lebt. „Es gibt viele Aufbrüche – und auch Zumutungen. In einer Welt, die sich rasend verändert, geht es mehr denn je um Orientierung. Um die Frage: Was hält uns eigentlich zusammen – als demokratische Gesellschaft auf engem Raum mit vielen Perspektiven? Es braucht Räume wie die Bremer Universitätsgespräche, erläuterte der Stiftungsvorstand „weil sie genau das ermöglichen: gemeinsam zu denken, zu fragen, weiterzudenken. Für ein Europa, das offenbleibt, handlungsfähiger wird – und Zukunft gestaltet.“ Diese umfassende Perspektive spiegelt sich auch im Konzept und der Umsetzung der Bremer Universitäts-Gespräche wider, wie Professor Klaus Schlichte von der Universität Bremen betonte. „Unsere Idee war, dass wir es nicht nur rein wissenschaftlich machen. Wir haben uns überlegt, dass wir unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche vertreten haben wollten“, erläuterte Schlichte, der gemeinsam mit Professor Arndt Wonka die Veranstaltung organisierte.
Wo steht die EU – und wohin geht sie?
„Heute ist Europa nach wie vor eine der wenigen großen Bastionen der Freiheit und der Demokratie und ich hoffe sehr, dass es auch in der Zukunft so bleibt“, fasst Prof. Dr. Kiran Klaus Patel die Stärke Europas zusammen. In seinem Vortrag skizzierte er die Entwicklung des Projekts Europa anhand von vier Punkten. „Und ich werde nicht beim antiken Europamythos beginnen“, grenzte er ein. Stattdessen nahm er das Publikum mit in die 50er-Jahre, in denen der Ausgangspunkt zu einem institutionellen Europa liegt. Dann ging es über die 70er in die 1980er-Jahre, die er als wichtigen Schub im europäischen Einigungsprozess betrachtet. Ein dritter Schub, der zu einer Neuorientierung führte, setzte in den späten 2000er ein.
Dialog als Grundprinzip
Dem wissenschaftlichen Vortrag folgte ein reger Austausch mit dem Publikum. Im Fokus: Aktuelle Fragen zum Selbstverständnis der EU, ihrer historischen Errungenschaften als auch Kontroversen zu ihrer Zukunftsperspektive und die Bedeutung von Werten. Professor Patel nahm alle Fragen und Anregungen mit Begeisterung auf. „Es ist toll, den Faden so aufgeworfen zu kriegen und das weiter zu diskutieren“, sagte er. Da am Eröffnungsabend viele Themen nur kurz gestreift werden konnten, dienten sie als Impulsgeber für Diskussionen am nächsten Tag. Am Freitag folgte eine Fachtagung mit geladenen Gästen und führenden Wissenschaftlern, bei der verschiedene Aspekte des zentralen Themas in moderierten Diskussionsrunden, Impulsvorträgen und persönlichen Dialogen vertieft wurden. Überall ging es im Kern darum, bessere Ideen für gemeinsamen Fortschritt zu fördern.
Weitere Informationen zu den 36. Bremer Universitätsgesprächen sowie das komplette Programm finden Sie auf der Informationsseite der Universität Bremen.
Das offizielle Programmheft der 37. Bremer Universität-Gespräche steht Ihnen hier zur Verfügung,
Fotos: Sascha Wellenberg


































































